Vier kleine Stoff-Dreiecke – der Bikini

    An allen Stränden ist der Bikini als angesagte Bademode nicht (mehr) wegzudenken. Der Blick auf so viel nackte Haut ist (besonders bei den Seh-Männern) sehr beliebt.
    Statistisch gesehen trägt heute jede zweite Frau einen Bikini. Unbeeindruckt von saisonalen Modetrends feiert er generationsübergreifend Jahr für Jahr ein furioses Wiedersehen – auch an unseren Nord- und Ostseestränden.

    Viel Haut und wenig Stoff – der skandalöse Start am 5. Juli 1946

    Der Skandal war vorprogrammiert und die Aufmerksamkeit auch ganz sicher gewollt. Der französische Modeschöpfer Louis Réard, der den Unterwäscheladen seiner Mutter übernommen hatte, war ein umtriebiger Tüftler. Er hatte die Vorstellung von der Schaffung eines aufsehenerregenden Zweiteilers mit derart wenig Stoff, dass Frauen nicht mehr ihre Hosen und Ärmel hochkrempeln sollten, um sich zu bräunen. Und Réard war sich wohl durchaus bewusst, dass die Präsentation dieses Hauchs von Nichts einschlagen würde wie eine Bombe. Kein seriöses Mannequin war damals bereit, mit seiner Modeschöpfung über den Laufsteg zu gehen. Nur die Nackttänzerin Micheline Bernardini war schließlich unvoreingenommen genug, sich mit der Kreation aus vier kleinen Stoff-Dreiecken und einer Kordel im Pariser Schwimmbad Molitor der Öffentlichkeit zu zeigen.

    Und auch der Name „Bikini“ war im Zusammenhang mit dem Begriff vom „Einschlagen wie eine Bombe“ sehr reißerisch gewählt. Das amerikanische Militär führte am 30. Juni 1946 über der Lagune des Bikini-Atolls im Pazifik den ersten Test mit einer Atombombe durch. Dies war das beherrschende Thema der Nachrichten dieser Tage.

    Der schwierige Beginn einer Revolution der Bademode

    Heute ist er an allen Stränden und in allen Schwimmbädern und Badeseen weltweit nicht mehr wegzudenken. In der direkten Nachkriegszeit jedoch war der Bikini eine Revolution bei den Bademoden.
    Zu Beginn des 19. Jahrhunderts forderte man von den Frauen aufgrund sittlicher und moralischer Vorstellungen der Zeit ausreichende Badekleidungen. Die damaligen Badegewänder erinnerten eher an Schlafgewänder.  Bloße Haut in der Öffentlichkeit zu zeigen war unvorstellbar.
    Um die Bein stets bedeckt zu halten, trugen die Frauen an ihren Baderöcken sogar oft Gewichte, die das Kleid vor dem Hochrutschen schützten. Üblicherweise gehörte zum Badekleid auch ein Hut. Dieser wurde meist über einer Badehaube getragen. Badestrümpfe sowie ein Korsett ergänzten das Ensemble. Ans Schwimmen dachten die Damen damals nicht. Sie gingen nur bis zu den Knien ins Wasser.

    Revolution der Badebekleidung

    Auch zu Beginn des 20. Jahrhunderts galt es noch immer als „züchtig“, dass Frauen eine knielange Badebekleidung trugen. Bis 1900 wurden die Badekleider dann jedoch immer kürzer. Im Jahre 1903 wurden die ersten Badeanzüge aus Woll- und Baumwolltrikot durch die amerikanische Schwimmerin Annette Kellermann präsentiert.

    Etwa ab 1928 durfte die Frau beim Baden mehr Haut zeigen und in den USA erschienen die ersten zweiteiligen Badeanzüge. Diese bestanden aus einer Pumphose und einem hemdartigen Oberteil. Allerdings wurde dieser Zweiteiler relativ schnell wieder „verbannt“, denn nun verlangte das Idealbild der Frau nach einer Wespentaille, runden Hüften und einem vollem Busen. Die Badeanzüge erhielten ein Innenfutter, das die Figur praktisch modellierte, die Taille zusammenschnürte und die Brust anhob.

    So ist es nicht ungewöhnlich, dass die Öffentlichkeit damals auf den Bikini mit der Schlagzeile „Skandalös“ reagierte. Der Blick auf so viel nackte Haut sprach gegen die Moralvorstellungen jener Jahre. Bis in die 60er Jahre war der Bikini sogar an den Küsten Spaniens, Italiens und Portugals verboten. Viele fanden ihn schamlos und eine billige Zurschaustellung des weiblichen Körpers. Andere waren begeistert und fanden ihn wiederum toll. Wer erinnert sich nicht an die Schauspielerin Ursula Andress. Als Agentin Honey Ryder entsteigt sie in einem Bikini mit Gürtel den Fluten der Karibik, um Sean Connery 1962 in dem Film „James Bond jagt Dr. No“ zu assistieren. Auch dieser Auftritt führte mit dazu, dass der zunächst holprige und sehr konträr diskutierte Einzug des Zweiteilers in die Modewelt nicht mehr aufzuhalten war.

    Im Jahr 1965 wurde das Tragen des Bikinis weitestgehend toleriert – zumindest an einigen Stränden. Dennoch konnte auch die deutsche Justiz die Trägerinnen mit Strafen belegen, denn das Bikini-Verbot galt in Schwimmhallen noch bis Ende der 1960er-Jahre.

    Erotik, Sexwelle und neue Freizügigkeiten

    In diese Zeit, die mit dem einsetzenden Wirtschaftswachstum einherging, wurde mit einer ausgesprochen marktwirtschaftlichen Orientierung mittels einer Prise Erotik so ziemlich alles angeboten, beworben und verkauft. Von der Mode-Industrie kamen Ende der 1960er-Jahre freizügige Modelle, so war der Mini-Rock bereits 1962 in der „Vogue“ zu sehen, Hotpants, enge, sehr kurz geschnittene, den Po betonende Shorts für Frauen kamen im Sommer 1971 auf, nachdem der Minirock gesellschaftsfähig geworden war.

    Auch der Bikini sollte die Selbstverwirklichung der Frauen und Mädchen befeuern und durch neue, elastische Textilfasern, die erstmals Passform und Tragekomfort boten, wurden Entwicklung und vor allem die Strandtauglichkeit weiter verbessert.
    Ebenfalls zu Beginn der 1970er Jahren tauchte der String infolge der zunehmenden Lockerung der Sexualmoral und den damit einhergehenden modischen Veränderungen und als eine logische Weiterentwicklung der Bikinimode (oben ohne, hochgeschnittene, sogenannte französische Beinausschnitte) vereinzelt als Bademode und als Reizwäsche auf.

    Microkini, Monokini und Co. – der Trend ist ungebrochen

    70 Jahre nach der skandalumwitterten Geburtsstunde des Zweiteilers gehört der Bikini heute zu den weltweit unumgänglichen Erscheinungen an den Stränden, wobei besonders die Lateinamerikanerinnen große Anhängerinnen dieser manchmal sehr knappen Bademoden sind.
    Aber wie bei allen Modetrends ist auch der Bikini im Laufe der Jahre vielen Veränderungen hinsichtlich der Formen und Varianten unterworfen gewesen:

    Da gab es zu Anfang der frühen 70er-Jahre z.B. den Microkini, der mit minimalsten Stoff-Dreiecken, die lediglich von Schnüren oder Kordeln zusammengehalten werden und nur das wirklich Nötigste bedecken und bei vielen Modellen den Po vollkommen unbedeckt lassen.

    Eine frühere Variante des Bikinis war der Monokini, bei dem auf das gesonderte Oberteilverzichtet wurde. Entworfen wurde diese Oben-ohne-Mode im Jahr 1964 von dem Österreicher Rudi Gernreich. Die kühne Badeversion des Modedesigners löste damals internationale Entrüstung aus. Den Monokini gibt es heute auch in etwas stoffreicheren Ausführungen – mit Hosenträgern, die neben den Brustwarzen verlaufen.

    Eine weitere Variante stellt der Mixkini dar, bei dem Oberteil und Hose getrennt erworben werden. Erlaubt ist, was gefällt: Ob brauner String mit rotem Bügel-BH oder roter Tanga mit weißem Triangel-BH: Der Kombinationsfreude sind keine Grenzen gesetzt – je nach Geschmack und Laune.

    Ebenfalls ein Zweiteiler ist der Tankini, bei dem das ärmellose Oberteil zum knappen Bikinihöschen einen Teil des Bauches bedeckt. Der Name geht auf das Tank Top zurück, ein Oberteil in der Damen- und Herrenmode, bei dem die Ärmel fehlen.

    Letztlich ist es egal, für welche der Varianten man sich entscheidet, man möchte sie heute nicht mehr missen – die farbenfrohen Bikinis und ihre hübschen Trägerinnen.

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