Schreiende Nordseeinsel Möwe ©Pixabay

    Mit ihren Schnäbel schnappen sich die Möwen der Nordseeinseln nicht mehr nur Getier aus dem Meer, sondern auch unsere Fischbrötchen aus der Hand!

    Kein Horrorfilm von Alfred Hitchcock sondern Tatsache auf Sylt

    In Hitchcock’s Horror-Klassiker aus dem Jahr 1963 spielten wohl die Krähen die dominierende Rolle in diesem Film. Auch wenn durchaus auch große Möwenschwärme beteiligt waren.

    Auf Sylt spielt sich nun zwar keine Horror-Szenarie ab, aber die Plage der Möwen auf der Nordsee-Insel ist real! Da werden Urlaubern und Gästen Fischbrötchen oder Kuchen aus der Hand weggeschnappt oder vor dem Biss in den Mund einfach entrissen. Kinder, die nicht auf ihr Eis aufpassen, haben plötzlich nur noch ein leere Waffel in der Hand. Aber auch die begehrte Portion Pommes wird einem weggeschnappt. Sie landet zur Freude weiterer Möwen auf dem Gehweg .  Diese sind nämlich sofort zur Stelle, um sich am Verzehr der „Beute“ zu beteiligen.

    Sie umkreisen laut kreischend die Köpfe der Menschen, immer nach etwas Essbarem Ausschau haltend. Und Möwen lernen sehr schnell, dass sich in Tüten, Mülleimern oder auf noch nicht abgeräumten Tischen vielerlei Nahrungsreste befinden können – „Möwe“ muss halt nur neugierig sein!

    Und die in Scharen anfliegenden Möwen finden etwas – sei es ein achtlos weggeworfenes Brötchen auf der Promenade, ein noch nicht abgeräumter Stehtisch mit den Resten eines Snacks oder ein Abfallbehälter mitten auf der Straße, es entgeht den wachsamen Augen der Möwen nichts. Bei den gefiederten Räubern handelt es sich in fast allen Fällen meistens um Silber- oder Sturmmöwen, was aber den Betroffenen, die oft auch noch mit einem scharf-ätzenden Möwenschiss als „Zierde“ auf ihrer Kleidung den Ort des „Überfalls“ verlassen, ziemlich egal sein dürfte.

    Aber es ist nicht nur das aggressiv-räuberische Verhalten der Möwen: Besonders die Angst vor der Übertragung von Krankheiten und auch die Lärmbelästigung, die oft schon in der morgendlichen Dämmerung beginnt, manchen Einheimischen und Touristen zu schaffen. Und es erscheint wenig hilfreich, wenn hier der NABU versucht derart abzuwiegeln, dass sich eine Übertragung von Salmonellen, als deren Träger Möwen durchaus in Frage kommen, durch einfache Hygiene wie das normalerweise übliche Waschen der Hände vermeiden lassen. Wo bitte kann man sich in Westerland auf der Friedrichstraße oder in der Strandstraße oder auf der Promenade die Hände waschen?

    Nicht nur ein Möwen-Problem – auch ein Menschen-Problem.

    Natürlich gehören Möwen zum „Lokalkolorit“ an den Meeresküsten, an Dünen und in den Häfen, an den Binnenseen und den Flüssen der Nordseeinseln. Möwen als Motive auf Ansichtskarten, Fotos und Postern – all‘ das gehört zu einem Aufenthalt auf den nordfriesischen und ostfriesischen Inseln. Es liegt also im Wesen des Menschen, Möwen als ein Bestandteil der hiesigen Natur zu betrachten.

    Allerdings liegt zwischen richtigem und falschem Verhalten in Sachen Natur oft nur ein sehr schmaler Grat. Das in der Vergangenheit vielfach beobachtete bewusste Füttern von Möwen an den Stränden muss eindeutig als Fehlverhalten von wenigen Bewohnern der Insel und vor allem einer Großzahl an Gäste der Nordseeinseln gewertet werden. Durch zugeworfene Essensreste haben die Möwen im Laufe der Zeit immer mehr die Scheu vor den Menschen verloren.

    Wenn eine Möwe der Gattin des Fotografen das Stücken Brot im Anflug aus der Hand genommen hat, war dies früher ein Erlebnis und ein schönes Fotomotiv. Heute wird es als Plage empfunden, wenn sich eine Möwe aus der Hand der Menschen oder von seinem Teller im Sturzflug selbst bedient. Damit sind auch die Zeiten vorbei, an denen Möwen hauptsächlich am Strand der Nordseeinseln zu finden waren. Dort hatten sie in der Brandung schwimmend auf die fütternden Urlauber gewartet.

    Heutzutage haben sie inzwischen gelernt, ihre Brutplätze bevorzugt in unmittelbarer Nähe zum Nahrungsangebot, z.B. auf Hausdächern, anzulegen. Sie fühlen sich von den Menschen kaum noch bedroht. Möwen zu füttern ist und bleibt eine falsch verstandene Tierliebe – mit negativen Folgen für das natürliche Verhalten und die Gesundheit der Vögel selbst.

    Sylter „Möwenverordnung“ als Maßnahme des Tierschutzes

    Möwen auf Sylt - ein wachsendes Problem

    Das Füttern der Möwen auf Sylt ist verboten. Es kann mit Geldbußen von bis zu € 1.000 bestraft werden.

    Bereits seit 2010 gibt es in der gesamten Gemeinde Sylt eine „Möwenverordnung“. Hier wird einerseits berücksichtigt, dass die Möwen selbstverständlich zum maritimen Charakter der Insel gehören. Andererseits wird die klare Aussage getroffen, dass das Nicht-Füttern der Möwen Tierschutz ist und das absolute Fütterungsverbot für Möwen erklärt.

    Die fahrlässige Fütterung der Möwen kann mit einer Geldbuße von bis zu 500,00 Euro geahndet werden. Bei vorsätzlicher Fütterung entsteht sogar eine Ordnungswidrigkeit mit einer Geldbuße bis zu 1.000,00 Euro. Als Fütterung wird auch das Auslegen von Futter- und Lebensmitteln gewertet, die erfahrungsgemäß von Möwen aufgenommen werden.

    Das Vergrämungsgerät

    Die Kontrolle der Durchsetzung dieser Verordnung ist nicht problemlos. Zu weitläufig sind die Stellen, an denen sich die Möwen aufhalten und die Menschen ihnen „Gutes“ tun können. Daher wurde bereits 2014 erfolgreich ein Vergrämungsgerät getestet. Dieses spielt das Schreien von „Feindvögeln“ (Greifvögeln) und die Panikschreie der Möwen ab, was für die Möwen bedrohlich wirkt. 2015 wurden auf Wohngebäuden weitere dieser Anlagen mit Erfolg eingesetzt. Sie blieben jeweils bis Mitte Juni, zum Ende der Brutzeit,im Einsatz.
    Bleibt zu hoffen, dass auch für die Saison 2016 eine Eindämmung der Möwenplage damit möglich sein wird, dass sich bei den Vögeln selbst hier inzwischen kein Gewöhnungseffekt eingestellt hat und sich die Bewohner und Gäste an das Fütterungsverbot halten. Nur so kann es auf Sylt wieder zu einem entspannten Miteinander von Mensch und Möwe kommen.

    Lust auf Nordseeinsel Urlaub?

    Jetzt hier mit der eingebundenen Suche von Booking.com direkt deine ideale Unterkunft auf deiner Wunschinsel finden!
    Booking.com

    Gefällt Dir unser Blog? Dann folge uns und erhalte noch mehr aktuelle Infos, Tipps und Bilder! Oder teile diesen Artikel ganz einfach mit deinen Freunden