Maren Lohmeyer lebt auf Helgoland und betreibt dort das Apartmenthaus „Neptun“. Schon seit ihrer Kindheit sammelt sie am Strand alles auf, was schön, wertvoll und skurril aussieht. Besonders interessant und von Wert ist das sogenannte Meerglas. Es glitzert und funkelt in den verschiedensten Farben, wie die schönsten Edelsteine dieser Welt, jedoch ist es nichts weiter als Abfall.
Was ist Meerglas?
Meerglas auch Seeglas oder Strandglas genannt, besteht eigentlich nur aus Scherben. Kaum vorstellbar, wenn Maren Lohmeyer ihre kleinen Schätze präsentiert. Diese fielen vor zig, hundert oder sogar noch mehr Jahren ins Meer und wurden von Wasser, Salz und Sand aufs Feinste poliert. Unglaublich aber wahr: in manchen Farben ist Meerglas wertvoller als Bernstein. Meistens kommt es in den Farben Grün, Weiß und Braun vor. Das ist nicht verwunderlich, da die meisten Scherben von Wein,- oder Bierflaschen stammen. Richtig interessant wird es dann bei Scherben in Orange, Rot, Gelb oder Blau. Manchmal, aber nur sehr selten, sind sogar schwarze Meerglasstücke zu finden.
Der Ursprung des Meerglases
Die Historie der Nordseeinsel Helgoland spielt eine tragende Rolle, wenn es um das Meerglas geht. Im Zweiten Weltkrieg war Helgoland ein militärischer Stützpunkt und unterlag deshalb einem intensiven Bombardement. Die meisten Häuser der Insel wurden zerbombt und brannten nieder. Das Glas darin, Fensterscheiben und vieles mehr zerbarst und blieb in Schutt und Asche liegen. Nachdem am 1. März 1952 Helgoland von den Briten freigegeben wurde und die Bevölkerung die Erlaubnis bekam zurückzukehren begann das große Aufräumen. Der Schutt und das zerbrochene, teils geschmolzene Glas wurde einfach ins Meer geschoben. Eine Katastrophe für die Umwelt, ohne Frage! Trotzdem nahm von dort an das meiste Meerglas seine Reise zwischen Strömung und Wellenschlag auf. Deshalb ist es auch kein Wunder, dass teilweise immer noch Scherben mit Hakenkreuzen oder Kurhausemblemen angespült werden.
Einfache Scherben werden zum Schatz Helgolands
Besonders schöne oder seltene Exemplare sind wirklich sehr wertvoll. Schon längst wird daraus Schmuck hergestellt, der teilweiße teuer gehandelt wird. Der Grund für den Wert ist die Rarität und die endliche Ressource. Farbige Meerglasstücke sind selten und ganz besonders bunte Scherben lassen sich schön weiterverarbeiten. Das Meerglas wird ausgehen! Vielleicht noch nicht in den nächsten paar Jahren, aber die Altglasentsorgung verläuft mittlerweile und erfreulicherweise kontrolliert, was bedeutet, dass es keinen Nachschub gibt.
Maren Lohmeyer als Schatzsucherin
Maren Lohmeyer hat ihr Hobby perfektioniert. Sie ist mit internationalen Sammlern vernetzt und steht im Kontakt zur nordamerikanischen Seeglasvereinigung, betreibt sogar einen eigenen Interessenverband. In Ihrem Apartmenthaus „Neptun“ kann man seither fast schon ein kleines Museum ihrer gesammelten Schätze bewundern. Neben Meerglas zeigt sie auch Funde mit Kriegsemblemen und Porzellanpuppenteile, die durch die Einwirkungen des Meeres fast schon wie Totenmasken aussehen. Ihre Besucher kommen von überall her, um nach dem wertvollen Glas zu suchen. Wo sie die besten Stücke findet, verrät sie jedoch nicht. Der beste Ratschlag den wir deshalb geben können: Immer schön die Augen auf am Strand von Helgoland.