Der Sand ist angenehm warm, der Wind pfeift durch die Dünengräser und der Westwind weht die salzhaltige Luft an den Strand. Sylt im Sommer ist ein absoluter Traum! Dass das Reizklima die Insel zu einem besonders gesunden Ort für Körper und Geist macht, ist bekannt. Sylt ist aber auch berühmt für seine Naturismus-Bewegung. Damit ist der lockere Umgang mit der Freikörperkultur gemeint, denn Sylt hat insgesamt neun öffentliche Strandabschnitte für Nudisten, wobei die Grenzen hier eher fließend sind. Sechs dieser FKK-Strandabschnitte – in List, Kampen, Rantum und Hörnum – sind sogar hundefreundlich und lassen Herrchen, Frauchen und die Fellnase gemeinsam baden. Während die Besitzer hüllenlos den Strand genießen, können sich die haarigen Begleiter mit fliegenden Ohren gegenseitig jagen. Bassets hingegen sollten darauf achten, nicht zu viel Sand mit ihren Schlappohren aufzunehmen und Möpse sollten die ohnehin schon verstopfte Nase nicht zu tief in fremde Sandburgen stecken.
Promi-FKK an der Buhne 16
Auf Sylt liegt man seit Generationen nackt in den Strandkörben. In Kampen befindet sich die berühmte „Buhne 16“. Hier eröffneten 1981 die drei Brüder Uwe, Conrad und Dieter Behrens ihr gleichnamiges Strandbistro. Seitdem herrscht hier nicht nur das wohltuende Reizklima, sondern eine entspannte, offene und gelassene Atmosphäre. Selbst Menschen, die noch nie auf Sylt waren, kennen den Strandabschnitt, der nur zu Fuß über einen langen Bohlenweg zu erreichen ist. Der Strand vor Kampen gilt als Partymeile und das „Nackedonien“ der Prominenten. Die Promis sucht man heutzutage allerdings vergebens, zumindest die A-Promis. Trotzdem führte der Ruf der Buhne 16 dazu, dass der Strand es unter die Top 10 der beliebtesten Nacktbadereviere der Welt geschafft hat. Zumindest, wenn man sich auf die Online-Umfrage von lastminute.de verlässt.
Pokerface am Strand
In den 1950er und 1960er Jahren haben sich die Promis nackt oder zumindest nur teilweise bekleidet auf Sylt getummelt. Starlets, Model, Groupies, Paparazzi und Skandaljäger bevölkerten den Strand vor Kampen. Beate Uhse, Oswalt Kolle, David Hamilton, Berthold Beitz, Gunter Sachs (dieser war übrigens nie vollkommen unbekleidet anzutreffen), Brigitte Bardot gaben sich hier die Klinke in die Hand. Romy Schneider war anscheinend kein Fan der Freikörperkultur und sagte: „In jeder Welle hängt ein nackter Arsch“. Aber auch dieser Satz passt perfekt zum sylter Badestil. Hier ist es nämlich egal, wie man am Strand rumläuft. Ob sexy Bikini, Speedo, oben ohne, unten ohne oder komplett nackt dafür aber mit Mütze oder mit Tuch um die Schultern (Schutz vor der UV-Strahlung muss sein), auf Sylt geht der Badegenuss vor. Das Bad im Adamskostüm hat dabei nichts mit Exhibitionismus, Erotik oder Sexualität zu tun, sondern gilt dem Ausdruck eines natürlichen Lebensstils. Besonders amüsant ist es zu sehen, wie viele Pokerfaceträger an den Stränden Sylts herumlaufen. Gaffer achten peinlich genau darauf möglichst gelassen und entspannt auszusehen, während man den Badetuchnachbar mustert. Sehen und gesehen werden, ist hier nun einmal besonders intensiv.
Die Geschichte des Nacktbadens auf Sylt
Bereits in den frühen 1860er-Jahren empfahl der damalige sylter Badearzt Dr. Jenner „unter allen Umständen das Baden ohne Kleider“. Und was der Arzt sagt, dem sollte man auch unbedingt Folge leisten. Seitdem hat sich allerdings viel verändert. Damals wurden noch Karren ins Wasser gezogen, in deren Schutz die nackten Badegäste unbemerkt ins Meer glitten. Außerfrage, dass die Damen und Herren natürlich an getrennten Badestränden der Freikörperkultur nachgingen. Mitte des 20. Jahrhunderts erlebten Sylts FKK-Strände ihre prominente Hochzeit. Seitdem ist der Promiauflauf weitestgehend zurückgegangen und es gilt eher das Motto „je oller, desto doller“. Als kleines Kind kennt man keine Scham. Da wird nackt herumgerannt, was das Zeug hält. Es folgen die verstörenden Teenietage, in denen eigentlich alles peinlich ist, vor allem der eigenen Körper und die nackten Körper anderer Menschen. Erst danach begeistern sich west wieder viele Menschen für die freie Körperkultur. Und legen mit ihren Kleidern auch Kleiderordnungen und gesellschaftliche Zwänge ab. Die hüllenlose Freiheit ist seit Generationen an den Stränden Sylts manifestiert und wird mit Freuden zelebriert.